Um die halbe Welt telefonieren

Sie sind hier, ihre Familie ist dort. Ob die Kinder, der Vater, die Mutter, Geschwister: Die Asylsuchenden in Rickenbach TG kamen, teils alleine, teils in Gruppen, in die Schweiz. Ihre Nächsten aber liessen sie zu Hause zurück – in Afghanistan, Sri Lanka oder Georgien.

Eine Ausnahme gibt’s: Naathushan*, dessen Schwester mit Mann und Kindern in Frauenfeld untergebracht ist. Erhält Naathushan von der Mutter aus Sri Lanka einen Brief, kann er darauf nicht schriftlich antworten. Der Postweg ist unzuverlässig. Um in Kontakt zu bleiben, nutzt er ein öffentliches Telefon – meistens dann, wenn er in Frauenfeld seine Schwester besucht. Der Verbindung ist es egal, ob eine oder zwei Personen sprechen. Sie kostet gleich viel.

Auch Lasha aus Georgien telefoniert ab und an mit der Heimat. Für ihn bedeutet dies aber nicht nur Freude, sondern auch einen «grossen Stress», wie er sagt. Seinem Vater geht es gesundheitlich nicht allzu gut. Lindern kann er dessen Leiden durch die Telefonleitung nicht.

Auch für Rahmat aus Afghanistan ist der Kontakt zu seinem Vater wichtig. Für ihn aber aus einem anderen Grund: Sein Vater ist momentan auch jener seiner eigenen Kinder. Seine zwei Söhne sind im Primarschulalter. „Es geht ihnen gut“, sagt Rahmat. Jeden Freitag kann er mit ihnen telefonieren. Rahmats Frau war an einer Krankheit gestorben, weitere Familienmitglieder im Krieg. Er hofft in der Schweiz auf eine Aufenthaltsbewilligung. Und darauf, dass seine Söhne eines Tages nachziehen können.

(*Name geändert)

 

Geschrieben am: 21.11.2012
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