Donnerstag ist Arbeitstag

Er ist wieder da: Der strengste Tag der Woche, der Donnerstag. Nicht nur für mich – die Wiler Zeitung erscheint am Freitag in der Grossauflage und geht deshalb früher in Druck – sondern auch für meine Mitbewohner. Beide sind mit Spalten beschäftigt: Ich habe die in der Zeitung zu füllen, sie spalten Holz aus den Rickenbacher Wäldern. Von 8.30 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr arbeiten die Asylsuchenden bei der ehemaligen EKT-Station in Rickenbach.

Hamid aus Afghanistan schneidet unter der Aufsicht von Gruppenleiter Ali Holz zu.

Mit der Motorsäge werden die bereits vorverkleinerten Bäume und Äste in Stücke geschnitten. Vorarbeiter Ali schaut zum Rechten. Alle tragen die obligatorische Arbeitskleidung, für die Arbeit mit der Motorsäge zuszätzlich eine spezielle Schnittschutzhose und einen kombinierten Gesichts- und Gehörschutz. Heute darf Hamid aus Afghanistan diese Aufgabe übernehmen.

Aus Baum mach Brennholz: Nach der Arbeit an der Motorsäge folgt das Spalten.

Danach kommt das Beil an die Reihe: Aus den grösseren Stücken wird handelsübliches Brennholz. Die Gemeinde Rickenbach kann seit zwei Jahren für die Holzofenbäckerei der Panetarium AG einen Grossauftrag ausführen. Alle zwei Monate werden 12 Ster zubereitetes Tannenbrennholz geliefert. Der Erlös von 1800 Franken pro Lieferung fliesst in die Gemeindekasse und bildet so einen Beitrag zu Gunsten der sozialen Aufwendungen. Weitere Brennholzlieferungen gehen an Privatkunden – Lasha aus Georgien ist gerade unterwegs mit einem Transport. Die anderen gönnen sich um 10.30 Uhr eine kurze Pause.

Rahmat, Hamid (beide Afghanistan) und Naathushan* (Sri Lanka) laden das
gespaltene Holz in den Handwagen.

Am Abend zuvor haben sich die Asylsuchenden für die körperliche Arbeit gestärkt. Aduhail kochte für alle Lamm, dazu gab’s Naan-Brot und Salat. Die meisten gingen früh ins Bett – um 23 Uhr war es ungewohnt still in der Unterkunft. Für die Asylsuchenden ist die Arbeit zwar streng, aber auch eine willkommene Abwechslung. Und: Sie haben auch finanziell etwas davon, pro Stunde wird eine Integrationszulage von 5 Franken ausbezahlt. In den wärmeren Jahreszeiten sind jeweils zwei Arbeitstage pro Woche angesagt, im Winter, wenn weniger Holz anfällt, einer.

Streng, aber eine willkommene Abwechslung: Naathushan, Hamid Abdulahi,
Hamid Mohammadi, Gruppenleiter Ali, Rahmat und Sriparathithasan in der Pause.

(*Name geändert)

 

 

Geschrieben am: 15.11.2012
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Pingback from Asylblog – Ein Journalist. Ein Monat. Eine Asylunterkunft. - 27. November 2012 at 15:00

[…] – ausser Ruppan, der einen Job hat – nur einen Tag in der Woche (darüber habe ich berichtet). Aber auch sie müssen und sollen nicht den ganzen Tag unter der Erde verbringen. Direkt vor ihrer […]